Neues Apartment-Hotel im Millieuschutz­gebiet

Schuttberg nach Abriss des Hauses Kantstraße 49. weg isses: in der Kantstraße 49 wurde nun abgerissen – es entstehen Apartments für 6000 Euro pro Quadratmeter.

UPDATE – Es geht anscheinend los: nach jahrelangem, spekulativem Leerstand wurde das Miethaus in der Kantstraße 49 Anfang Mai nun abgerissen. Ein 7-geschossiges Apartment-Hotel soll an dessen Stelle gebaut werden.

Obwohl der umgebende Karl-August-Kiez im Jahr 2021 zum Milieuschutzgebiet erklärt wurde, wird nun anstelle des bisherigen Wohnhauses ein Apartment-Hotel entstehen. Wer sich unter Schutz des Milieus eines Kiezes etwas anderes vorgestellt hat, irrt also offenbar.

Autoreifen auf einer Baumscheibe als Schutz vor Bauarbeiten?

Milieuschutz soll städtebaulich unerwünschte Abrisse von Wohnungsbestand verhindern. MieterInnen sollen vor Spekulation geschützt werden und das Stadtbild vor lieblosen Renditeobjekten. Die gewachsene Zusammensetzung der sozialen Durchmischung soll erhalten werden. Was davon wurde in diesem Fall verhindert? – Keine Antwort ist auch ‘ne Antwort.

Ein 7-geschossiges Gebäude wird auch die übliche Traufhöhe deutlich überschreiten. Folge ist die optische Zerstörung der Straßenflucht. Die Berliner Traufhöhe verhinderte mit diesem städtebaulichen Ordnungselement lange, dass Berlin ausschließlich nach kapitalistischen Gesetzen entwickelt wurde. So wurde es möglich, dass die Berliner Straßenzüge ihr markantes, Berlintypisches Aussehen haben, dass ein Foto immer als Straße in Berlin erkennen ließ. Leider hat ausgerechnet die Linke-Senatorin Lompscher 2020 den Fall der einheitlichen Traufhöhe eingeleitet.

Das wird teuer

Eine ungeschützte Baumscheibe auf der Baustelle Kantstraße 49.

Das ebenfalls neu zu errichtende Hinterhaus wird die abgerissenen Wohnungen zwar ersetzen – aber ein Schelm, wer nun denkt, die wären zum alten Mietpreis zu haben. Eine Miete von 14,60 Euro pro Quadratmeter meldet immobilienScout24.de am 15.5.23 – und 6000 Euro Kaufpreis pro Quadratmeter für Eigentum. Außerdem hat der Bezirk lediglich ein VOrkaufsrecht für 5 Wohnungen.
Der aktuell erlaubte Mietzins für diesen Bereich liegt bei maximal 12 Euro – fast 300% der bis­heri­gen Miete im abgerissenen Gebäude von 4,28 Euro. Über eine reguläre Mieterhöhung wären maximal 15% erlaubt gewesen. Aber die AltmieterInnen wurden bereits vor vielen Jahren rausgeschmissen; zurückliegende Ansprüche sind verjährt.

Marianne Apartments heißen die überteuerten Mietspiegel-Umgehungs-Wohnungen ab dem 4. Quartal, schreibt die vermietende Pearl GmbH auf ihrer Website. Ab 225 Euro pro Nacht kann man sich jetzt bereits einquartieren. Wie das mit dem Zweckentfremdungs­verbot von Wohnraum vereinbar sein soll, ist noch zu klären.

Bezirksamt gibt nach

Eigentlich hatte das Bezirksamt ursprünglich keine Abriss- bzw. Baugenehmigung erteilt. Im Bezirksamt Charlottenburg sitzen aber leider nur Angsthasen. Kaum klagt mal jemand, ziehen dort alle den Schwanz ein. Nach Einschätzung von Hobby-Juristen wären hier eher Bußgelder für den jahrelangen Leerstand fällig gewesen, nicht jedoch eine Baugenehmigung.

Ein Apartment-Hotel hat der Kiez dringend nötig – oder? Denn das Stilwerk-Hotel gegenüber platzt aus allen Nähten – oder? Na ja, der Grün-Rote Bezirk wird schon richtig entschieden haben – oder? Wir bleiben dran.

Weitere Informationen

Berlin.de > BA Charlottenburg > Pressemitteilung 1140661