Karstadt schließt zum 31. Januar 2024

Karstadt Wilmersdorfer bei Nacht. Die blau beleuchtete Karstadt-Filiale Ecke Wilmersdorfer und Pestalozzistraße bei Nacht.

Als wäre die Wilmersdorfer Straße nicht schon traurig genug: Nach dem Weihnachtsgeschäft wird die Galeria-Filiale der Marke „Karstadt“ in der Wilmersdorfer Straße schließen.

Auf der Website steht bereits die Bezeichnung „GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH in Insolvenz. Gestern ging es durch die Medien: der letzte verbliebene Magnet der Fußgängerzone Wilmersdorfer wird abgewickelt. Bereits bei der letzten Insolvenz stand die Filiale auf der Abschussliste. Diesmal wird es wohl endgültig sein.

Die Konzernspitze macht die KundInnen und die Energiepreise verantwortlich – WirtschaftswissenschaftlerInnen und Gewerkschaften eher die Konzernspitze. Die Wahrheit liegt meist irgendwo in der Mitte und hat wohl viele Ursachen.
Auch die Arcaden sind nicht gerade überfüllt mit zahlenden KonsumentInnen. Die Menschen haben eben wirklich weniger Geld bzw. eine geringere Kaufkraft: die Reallöhne sinken und die Verbraucherpreise steigen – das zeigt die Grafik des Statistischen Bundesamtes.

Entwicklung von Reallohn-, Nominallohn- und Verbraucherpreisindex in Deutschland. © Destatis.
Preise steigen – Reallöhne fallen: wie soll man da noch konsumieren?

Wenn die Preise steigen, verdienen die Herstellerfirmen mehr. Deren Angestellte jedoch nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

Die GALERIA-Karstadt-Kaufhof-GmbH i. I. hat leider zu wenig verdient. Das kommt im Kapitalismus eben auch vor. Die trotz allem gutverdienende Konzernleitung war nicht in der Lage diesen Prozess abzuwenden. Leidtragende sind nun die MitarbeiterInnen. Die Schließungen werden wohl nicht abzuwenden sein, auch wenn es vielleicht geeignete Führungspersönlichkeiten gäbe. Der Insolvenzprozess zieht sich schon mehrere Jahre hin, Zeit genug wäre gewesen. Gefunden hat sich niemand.

Es liegt schon länger der Verdacht nahe, dass die verantwortlichen Lenker in der Konzernspitze nach der Übernahme von Karstadt auch gar nicht vor hatten, die Kaufhäuser zu retten. Vielmehr könnte es Kalkül gewesen sein, die Immobilien und die Grundstücke verkaufen zu können, sobald die Läden geschlossen sind. Kaufhäuser stehen oft auf Sahnegrundstücken.

Es wäre dann Aufgabe der Politik sowohl Haus als auch Grundstück vor weiteren Spekulationsschäden für Land und Leute zu bewahren und regulär oder via Vorkaufsrecht in öffentliches Eigentum zu überführen. Die Menschen könnten gemeinsam an einer Nachnutzung arbeiten, die Bezirk und Kiez zugute kommt.

Am 15. März läuft die Fortsetzung einer Doku über den „Kaufhauskönig“ Rene Benko, der mit Karstadt Millionengewinne macht – und trotzdem eine Insolvenz nach der anderen hinlegt. 22:15 Uhr im WDR.

Neues vom Kaufhauskönig: Wie René Benko Karstadt und Kaufhof versilbert.“

Die Initiative KantKieze.de hat dazu bereits im Vorfeld einige Ideen von Menschen im Kiez gesammelt. Für den Fall, dass die Eigentümerin ihre Pläne doch noch ändert, sollte der Bezirk vorbereitet sein. Wer Interesse an der Mitwirkung hat, meldet sich bitte per eMail an redaktion@kantkieze.de – 2023 soll das Jahr der KantKieze werden!
Auch die Karl-August-Kiez-Initiative ist an der Aktivierung ihrer „Dorfbewohner“ bereits dran!