„Grünfeld-Ecke“ heißt seit November 2023 der Platz an der Ecke Ku’damm und Joachimstaler laut Pressemeldung nun. Trotzdem steht auf dem Schild „Grünfeld – Ecke“ – also mit Leerzeichen und Bindestrich. Das ist sinnentstellend und falsch.
Haarspalterei könnte man meinen. Im Alltag spielt es vielleicht eine untergeordnete Rolle. Politische Entscheidungen und Verwaltungsakte sind jedoch weitreichende Normen. Sozialhilfe wird gekürzt, weil Menschen einen Termin vergessen. Betreiber von Würstchenbuden müssen ihr Geschäft schließen, weil die Ablage 1 Zentimeter zu breit ist. Kindergärten müssen schließen, weil das Klobecken 1 Zentimeter zu hoch ist. Das Bezirksamt soll aber unsere Steuergelder verschwenden dürfen?
Der Duden als amtliche Norm für unsere Landessprache definiert, ein zusammengesetztes Wort ohne Abstand zu schreiben, wenn es schon mit einem Bindestrich geschrieben wird – ein kurzer Strich, auch Trennstrich oder „Divis“ [–]. Das gilt auch für mehrteilige Straßennamen und Plätze. Nur ein Gedankenstrich [ – ], der etwas länger ist, wird vor- und nachher mit einem Leerraum gesetzt – denn er soll eine Atem- bzw. Denkpause repräsentieren. Der Streckenstrich [—] wird dagegen wieder ohne Abstand gesetzt, weil es nichts zu pausieren gibt: zum Beispiel die Strecke von 12—14 Uhr oder Berlin—Hamburg.
Jetzt wird vielleicht jemand sagen, der Fehler könne doch in der Firma gemacht worden sein, die das Schild für den Platz hergestellt hat. Das kann schon sein. Nur hätte der Schreibfehler – oder besser Schriftsatzfehler – bei der internen Qualitätssicherung auffallen müssen; sagt einer, der „was mit Medien“ studiert hat – ein Schriftsetzer. Spätestens jedoch bei der Präsentation für den Kunden.
Natürlich sind auch die Leute im Bezirksamt nur Menschen. Dass so ein Fehler passiert, ist zwar schon mehr als schlechte Qualitätssicherung, eben weil überall Menschen arbeiten. Vor versammelter Presse hätte das Schild allerdings nicht aufgestellt werden dürfen. Dass in Zeiten von hingepfuschten Meldungen am Fließband auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern die Mediengestaltenden wider besseres Wissen die Vorschriften des Schriftsatzes nicht anwenden, macht die Sache nicht besser; Schriftsatzgelehrten tut es weh, dass konsequent die geraden Zollzeichen [„] in den Tagesnachrichten zu sehen sind, wo deutsche „Anführungszeichen“ hingehören [„“].
Die Frage ist daher, ob das auch nach der Aufstellung immer noch niemandem aufgefallen ist? Und warum nicht? Die Leute im Bezirksamt sind hochbezahlte verbeamtete Fachleute, deren Hauptkompetenz es eigentlich sein sollte, „nach Vorschrift“ zu arbeiten. Also auch die Rechtschreibung zu beachten und zu prüfen. Beim Planen, Beauftragen und bei der Abnahme. Hier ist das einmal mehr nicht geschehen. Nach deutschem Recht muss eigentlich einen Schaden bezahlen, wer ihn verursacht hat – nicht die öffentliche Kasse der Gemeinschaft.